Table of Contents Table of Contents
Previous Page  309 / 419 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 309 / 419 Next Page
Page Background

309

5.2 Anforderungen an das Raumklima

Das Raumklima ist der entscheidende Faktor bei der Auswahl von konkreten

Maßnahmen. Die Anforderungen an die Klimatisierung des Kirchenraumes werden

maßgeblich durch zwei unterschiedliche Interessen beeinflusst:

1. Die Bedürfnisse der Kirchenbesucher:

Oft stehen bei der Temperierung des Kirchenraumes die Interessen der Nutzer im

Vordergrund. Ist es den Gottesdienstteilnehmern zu kalt, wird kurzerhand die

Heizung nach oben gedreht. Meistens jedoch liegt das Kälteempfinden nicht an der

mangelnden Beheizung, sondern an den baulichen Besonderheiten von Kirchen.

Die dicken, kalten Außenwände haben eine sehr niedrige Temperatur und strahlen

Kälte ab, wodurch die empfundene Temperatur spürbar niedriger ist als die tatsäch-

liche Lufttemperatur. Das daraus resultierende Kälteempfinden kann nur bedingt

durch eine Erhöhung der Raumtemperatur kompensiert werden. Zusätzlich zu einem

erhöhten Energieaufwand besteht die Gefahr, dass Bauteile und Kirchenausstat-

tungen durch die erhöhte Temperatur ihr bauphysikalisches Gleichgewicht verlieren

und Schäden entstehen.

2. Erhalt der Bausubstanz/Raumschale und der in den Gebäude aufbewahrten

Gegenstände:

Besonders sensibel reagieren die in der Kirche aufbewahrten Gegenstände auf

klimatische Veränderungen. Als typische Beispiele können Orgel und Gemälde

genannt werden. Bereits kleinste, dauerhafte Veränderungen können zu einer

erheblichen Beschädigung führen. Aber auch das Gebäude selbst kann dadurch

erheblichen Schaden nehmen. Viele Kirchen haben Jahrhunderte fast schadlos

überstanden. Durch Eingriffe wie den Einbau eines Temperiersystems oder unsach-

gemäße Sanierungen wurde das natürliche Klima in den Gebäuden dauerhaft

verändert und Schäden kommen zum Vorschein.

Diese zwei Interessengruppen müssen stets in Zusammenhang miteinander gebracht

werden. In der Praxis findet jedoch meistens nur eine der Gruppen Beachtung, was

nicht zuletzt an der unzureichenden Kenntnis der Akteure vor Ort über bauphysika-

lische Zusammenhänge innerhalb des Kirchengebäudes liegt. Ohne eine umfangreiche

Aufklärung in diesem Bereich kann nicht adäquat auf die Problemstellungen eingegangen

werden.

Eine allgemeingültige Aussage, welches Klima für welche Kirche am besten geeignet ist,

kann nicht getroffen werden. Jedoch gibt es zwei ausschlaggebende klimatische

Stellgrößen – die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur – über deren Regulierung und

Überwachung man maßgeblichen Einfluss auf das Klima ausüben kann.